Textschnipsel
Vor kurzem ist mir selbst ein kurioser Fehler in Sachen Oper passiert. Ich nahm meine neunjährige Nichte mit zu einer Aufführung von Smetanas "Verkaufter Braut". Ich muss sie mit einem anderen Kind verwechselt haben. So einem, wie ich es früher war.
"Igitt", zischte sie, als sich das Liebespaar auf der Bühne küsste. "Jana, jetzt sei still!"
Der Mann vor uns wisperte seiner Frau etwas zu, worin die Worte "unfähige Mütter" vorkamen.
"Ist der aber hässlich", bemerkte Jana, als er sich umwandte, um uns mit einem giftigen Blick zu bedenken.
(Unsere kleine Welt: Rosenkrawallier)
Wie arbeiten eigentlich Autoren?
Chaotisch, organisiert, ratlos, von A bis Z durchgeplant, voller Inspiration, drei magere Zeilen pro Tag, mit Zeitstrahl und Karteikarten, am Computer, in winzigen, sofort verlorenen Notizen auf der Rückseite von Einkaufszetteln, unter Zeitdruck, nachts um halb drei, beim "Working Date" mit befreundeten und verwandten Autoren, zwischen einer Menge leerer Teetassen, ohne Hungergefühl, im Rausch, ohne Rausch, verzweifelt, begeistert und übermüdet, dankbar für jede Unterbrechung, genervt von jedem Geräusch im Hintergrund, denkend und planend beim Spaziergang, Gedanken im Gespräch mit anderen wälzend, Gedanken alleine im Hirn ausbrütend, träumend, aus der Arbeit gerissen von Hunden, Telefonanrufen oder der Notwendigkeit, in die Arbeit zu gehen, asketisch, zwischen Schokoladenpapier und Googlesuchen über Mordmethoden, große Konjunktionen und Tanzschritte, östlich und westlich verwechselnd, den Hund streichelnd und überrascht oder konsterniert über alte Einfälle, die sich plötzlich beim Ausmisten auf den Rückseiten alter Einkaufszetteln finden ...
"Haben Sie noch nie in einer Stresssituation impulsiv und irrational gehandelt? ... Vergessen Sie's", seufzte sie nach ein paar Sekunden. "Wenn Sie so lange darüber nachdenken müssen, offensichtlich nicht."
(Aus "Der Hund von Bettenfeld")